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Deutschland und Österreich einigen sich bei Stromschranke

Bonn/Wien – Deutschland hatte Ende 2016 mit der einseitigen Aufkündigung der gemeinsamen Strompreiszone mit Österreich für einen Aufschrei im Nachbarland gesorgt. Nun haben sich beide Länder über das künftige Engpassmanagement geeinigt. Dabei erhalten deutsche Netzbetreiber teilweise Zugriff auf österreichische Kraftwerke.

Am 28. Oktober 2016 hatte die Bundesnetzagentur die deutschen Übertragungsnetzbetreiber aufgefordert, bis 2018 ein Engpassmanagement an der deutsch-österreichischen Grenze vorzubereiten, um so Netzengpässe zu vermeiden. Österreich zeigte sich offen überrumpelt und hatte gegen die geplante „Stromschranke“ geklagt.

Bundesnetzagentur und E-Control erzielen Einigung beim Engpassmanagement
Die österreichische Regulierungsbehörde E-Control und die Bundesnetzagentur haben sich auf die Einführung eines Engpassmanagements für den Stromhandel an der deutsch-österreichischen Grenze zum 1. Oktober 2018 verständigt. Damit wird der derzeit unbegrenzte Handel am deutsch-österreichischen Strommarkt beschränkt, die Spitzen im Stromaustausch werden zukünftig gekappt. Wie die beiden Regulierungsbehörden betonen, soll der Stromhandel zwischen den traditionell gut integrierten Märkten jedoch auch künftig in großem Umfang möglich sein.

Tauschgeschäft: Übertragungskapazität gegen gesicherte Kraftwerksleistung

Den Marktteilnehmern werden in Zukunft langfristige Übertragungskapazitäten zwischen Deutschland und Österreich von mindestens 4.900 Megawatt (MW) zugestanden. Das entspricht in etwa der Hälfte des österreichischen Verbrauchs zu Spitzenzeiten. Im Gegenzug stellt der österreichische Übertragungsnetzbetreiber den deutschen Übertragungsnetzbetreibern ausreichend gesicherte Kraftwerksleistung für Maßnahmen zur Netzsicherheit zur Verfügung. Deutsche Netzbetreiber erhalten damit Zugriff auf österreichische Kraftwerke.

Wenn die jeweilige Mindestmenge den deutschen Netzbetreibern nicht bereitgestellt werden kann, wird die Handelskapazität von 4.900 MW in gleicher Höhe gekürzt. E-Control erwartet nicht, dass eine Reduzierung der Übertragungskapazitäten notwendig sein wird. Händler sollen in diesen Fällen jedoch nicht wirtschaftlich beeinträchtigt werden.

Deutschland zeigt sich mit Einigung zufrieden

„Die Engpasseinführung ist eine Entlastung unserer Nachbarn“, zeigt sich Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, überzeugt. „Wir haben ein gutes Ergebnis erzielen können und ich freue mich sehr, dass dieses Projekt nun gemeinschaftlich – selbstverständlich auch unter Einbeziehung unserer Nachbarn – vorangetrieben wird.“

Die Bundesnetzagentur verspricht sich durch das Engpassmanagement eine spürbare Entlastung beim Redispatch, also dem angeordneten hoch- und herunterfahren konventioneller Kraftwerke aus Gründen der Netzstabilität. „Das wird auch zu sinkenden Kosten für netzstabilisierende Eingriffe führen“, unterstreicht Homann. Auch BMWi-Staatssekretär Rainer Baake betont: „Die zwischen den Regulierern gefundene Lösung für die deutsch-österreichische Grenze wird die deutschen Verbraucher um mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr entlasten“

E-Control: Einigung hat Schlimmeres verhindert
E-Control habe ein gutes Ergebnis erzielt, betonen auch die E-Control-Vorstandsmitglieder Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer. Der Stromhandel zwischen den beiden Ländern bleibe weitgehend in dem vom Markt benötigen Ausmaß offen. Für die österreichischen Stromkunden würden die Mehrkosten durch die Handelsbeschränkungen dadurch erheblich geringer ausfallen als bisher angenommen.

„Wir haben eine Lösung erreicht, die die Auswirkungen auf die heimischen Stromkunden so gering als möglich hält“ erläutert Eigenbauer. „Ohne Einigung hätte Deutschland die Vorbereitungsarbeiten und die Einführung eines Engpasses einseitig fortgesetzt, was für österreichische Kunden und den Markt deutlich schlechtere Bedingungen gebracht hätte. Durch die Einigung und die nun folgende weitere detaillierte Ausgestaltung wird für alle Marktteilnehmer die erforderliche sichere Planungsbasis zur weiteren Vorgangsweise geschaffen“.

Netzausbau soll Stromhandelskapazität weiter erhöhen
Der gemeinsame Strommarkt zwischen Deutschland und Österreich besteht seit der Liberalisierung der Energiemärkte vor rund fünfzehn Jahren. Seither bilden beide Länder eine gemeinsame Strompreiszone, es gibt also denselben Großhandelspreis für Strom. In Zukunft sollen die Stromhandelskapazitäten mit einem weiteren Übertragungsnetzausbau etappenweise erhöht werden. Der erste Teil der grenzüberschreitenden Stromleitung vom oberösterreichischen St. Peter / Hart ins benachbarte Bayern soll 2022 fertiggestellt sein, der letzte schließlich 2024.

© IWR, 2017

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