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Prof. Weber im IWR-Interview: „Photovoltaik wird mit fünf Cent/kWh zu einer der preiswertesten Technologien“

Münster – Der Solarenergie gehört die Zukunft – auch in Deutschland. Prof. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, sieht die Photovoltaik im aktuellen Interview mit dem IWR-Monatsreport der Regenerativen Energiewirtschaft (Ausgabe 09/2013) auf der Siegerstraße. Dazu würden vor allem drastisch sinkende Preise in Verbindung mit dem technischen Fortschritt beitragen. Auch für die deutsche Industrie ist er positiv gestimmt.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass Photovoltaik zu einer der weltweit wichtigsten und mit rund fünf Cent je Kilowattstunde (kWh) preiswertesten Stromerzeugungstechnologien werden wird“, ist sich Weber sicher. Weber: "Heute kostet eine Kilowattstunde PV Strom 10-12 ct/kWh. Endverbraucher zahlen für den Netzstrom rund 25 ct/kWh. Wenn es gelingt, den Eigenverbrauch möglichst hoch zu gestalten. wird es keine EEG-Förderung mehr erfordern".

Photovoltaik: Günstige Produktion und hoher Wirkungsgrad sorgen für sinkende Stromkosten
Im Gegensatz zu den Wettbewerbern hat die Photovoltaik nach Ansicht Webers aber einen schlagenden Vorteil: Die Technologie ist noch nicht ausgereizt. 90 Prozent der PV-Produktion besteht heute aus monokristallinen Siliciumzellen (c-Si), was nach Weber letztendlich auf Marktgesetzen beruht. Diese Zellen böten eine hohe Effizienz und so könne eine hohe Rendite je Quadratmeter erzielt werden.

Die PV-Zellen weisen bisher einen Wirkungsgrad von rund 20 Prozent auf. Hier sieht Weber Luft nach oben: „Die Spitze dieser Effizienzlogik sind Mehrfachsolarzellen in Konzentratoroptiken. Mit von uns entwickelter Flatcon-Technologie erzielen kommerziell produzierte Kraftwerke heute knapp 40 Prozent Zellenwirkungsgrad, im Labor haben wir 43,6 Prozent erreicht.“ Andere Technologien wie Dünnschichtmaterialien werden heute nur noch selten eingesetzt, da sie ineffektiv, teuer oder umweltschädlich sind. Die hohen Produktionskapazitäten führen derweil zu sinkenden Preisen für die PV-Anlagen, wodurch ebenfalls niedrigere Stromgestehungskosten erreicht werden.

Optimistischer Blick in die Zukunft für deutsche Solar-Hersteller
Weber zeichnet trotz der vergangenen Durststrecke für die Erneuerbaren, die zu zahlreichen Insolvenzen geführt hat, ein positives Bild für die Zukunft der deutschen Zunft. Trotz Globalisierung und verschärftem Wettbewerb könnten hiesige Hersteller am internationalen Markt wieder ganz vorne mitspielen. Den Grundstein hierfür sieht Weber bereits seit dem Jahr 2000 gelegt, mit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Das herausragende Merkmal war die gesetzlich verbriefte 20-jährige Sicherheit der Vergütung. Im Gegensatz zum Auf und Ab der ersten 25 Jahre, in denen auch viele gute Ansätze und viele Fördergelder für die Industrie letztlich verbrannt wurden, gab es jetzt einen sicheren Rahmen, der es Investoren ermöglichte, mutig in die Photovoltaik zu investieren. Die Photovoltaik hat seitdem alle Ausbau- und Preisziele früher erreicht als geplant.“

Die Stärke der heimischen PV-Branche liegt für Weber in ihrer Innovationskraft. Beispielhaft dafür ist die Tatsache, dass 50 Prozent chinesischer PV-Produktionsanlagen aus Deutschland stammen. Damit Deutschland wieder zum Leitmarkt der Photovoltaik-Branche werden kann, sei es aber unbedingt nötig, dass die Politik die nötigen stabilen Rahmenbedingungen schaffe, beispielsweise durch verbindliche Klimaschutzziele, damit sich der Markt nach seinen Gesetzen entwickeln könne.

Indes würden sich auch Speicherforschung und die Produktion von PV-Anlagen im Gigawattbereich positiv auf den flächendeckenden Ausbau der Photovoltaik auswirken, insbesondere für die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem EEG-System. Künftige Märkte sieht Weber in südlichen Ländern, in denen eine hohe Sonneneinstrahlung herrscht. Die Bedienung dieser Märkte und technologische Verbesserungen der Anlagen könnten Deutschland wieder an die Spitze des PV-Marktes katapultieren und sogar China und Japan auf die Plätze verweisen.

Solarstrom: Ausblick für Deutschlands Energiesystem im Jahr 2020
Ihr Heil muss die deutsche Industrie aber nicht nur im Ausland suchen. Weber rechnet für das Jahr 2020 in Deutschland mit einem PV-Markt von fünf bis zehn GW mit einem Ausbauziel von 200 GW. Damit könnten etwa ein Drittel des deutschen Strombedarfs gedeckt werden, so Weber. Der steigende Anteil fluktuierender Energien werde zu einem neuen Marktdesign führen, bei dem Speicher oder die Vorhaltung von Reserven eingearbeitet sind. Zeitvariable Stromtarife wie auch das Smart Metering würden zunehmend für Verbraucher interessant machen.
Die Photovoltaik wird insgesamt nach der Einschätzung von Weber eine wichtige Position in der Versorgung mit Strom aus Erneuerbaren Energien einnehmen. Von der Außenseiterposition als unwirtschaftliche Technologie zur Stromerzeugung habe sie sich in nur vier Jahrzehnten zu einem hoffnungsvollen Kandidaten für die Umsetzung der Energiewende gemausert. Durch positive marktwirtschaftliche Effekte sollten die Preise stetig weiter sinken.

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© IWR, 2013

18.09.2013

 



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