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Strom-Prognose: EEG-Umlage steigt 2017 auf über sieben Cent pro Kilowattstunde

Berlin - Schlechte Nachrichten für Stromverbraucher. Nach einer Prognose der Agora Energiewende steigt die EEG-Umlage im nächsten Jahr auf über 7 Cent pro Kilowattstunde. Schuld ist aber nicht der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien.

Die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage) wird nach Berechnungen von Agora Energiewende im Jahr 2017 auf 7,1 bis 7,3 Cent pro Kilowattstunde Strom (2016: 6,35 Cent/kWh) ansteigen. Grund sind die sinkenden Börsenstrompreise, teilte die Agora Energiewende mit.

Agora: Ursache für steigende EEG-Umlage sind sinkende Börsenstrompreise
Die Ursache für den Anstieg liegt laut Agora vor allem in den seit Jahren sinkenden Börsenstrompreisen. So lag der Börsenstrompreis im 1. Halbjahr 2016 im Durchschnitt bei 2,5 Cent pro kWh, während er im Jahr 2015 noch etwa 3,2 Cent pro kWh betrug. Es ist paradox, aber es gilt: Je niedriger die Strompreise an der Börse für die Einkäufer, umso höher die EEG-Umlage für die Verbraucher.

Höhere EEG-Umlage: Steigt der Strompreis für Verbraucher 2017 oder steigt er nicht?
Agora Energiewende geht davon, dass die sinkenden Strom-Einkaufspreise an der Börse die steigende EEG-Umlage kompensieren und ein Anstieg der Strompreise für die Verbraucher eigentlich nicht notwendig ist. „Die Kosten für die Stromverbraucher bleiben weitgehend konstant, wenn die Stromvertriebe ehrlich rechnen und ihre gesunkenen Einkaufspreise weitergeben“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Das IWR-Institut geht im Unterschied zur Agora Energiewende davon aus, dass im Fall einer Erhöhung der EEG-Umlage 2017 diese von den Stromversorgern als "durchlaufender Posten" an die Verbraucher weitergereicht wird. "Die Stromvertriebe haben längerfristige Strom-Lieferverträge mit den großen Kraftwerksbetreibern abgeschlossen und sind daran gebunden", so das IWR. "Die EEG-Umlage kommt als nicht beeinflussbarer Betrag oben drauf und wird an die Stromkunden durchgereicht", so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch.

Was die EEG-Umlage für die Verbraucher treibt
Es gibt bekannte, aber auch in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Treiber der EEG-Umlage. Würde sich die EEG-Umlage nur am tatsächlichen Ausbau der erneuerbaren Energien orientieren, könnte die EEG-Umlage wohl um rund die Hälfte niedriger liegen als nach dem heutigen Stand.

Ein wichtiger Treiber für die steigende EEG-Umlage sind die niedrigen Börsen-Strompreise. Das Problem ist hausgemacht und politisch gewünscht: Die Stromvertriebe dürfen die Höhe des Grünstrom-Anteils in ihrem Strom-Mix mit über 30 Prozent EEG-Ökostrom angeben, ohne eine einzige Kilowattstunde des Ökostroms selbst einkaufen zu müssen. Es reicht für die Stadtwerke aus, dass der Stromkunde die EEG-Umlage bezahlt, tatsächlich eingekauft bzw. geliefert werden muss der EEG-Ökostrom nicht. Die Folge: Selbst wenn ein Stadtwerk zu 100 Prozent fossilen Strom bei einem Kraftwerksbetreiber einkauft, kann es diesen Strom mit über 30 Prozent EEG-Strom etikettieren und verkaufen.

Weil der EEG-Ökostrom aber von den Stromvertrieben gar nicht eingekauft werden muss, Wind- und Solarstromproduzenten ihren Strom jedoch zwangsweise an der Börse als umetikettierten, neutralen "Graustrom" verkaufen müssen, drückt das zusätzliche Überangebot auf die Strompreise. Ein politischer Schachzug, der den Industrie-Einkäufern die niedrigsten Börsen-Strompreise seit über zehn Jahren sichert, für die Verbraucher aber zu einer steigenden EEG-Umlage führt.

Ein weiterer Treiber der EEG-Umlage sind die ständig zunehmenden Befreiungen der Industrie von der Umlage. Weil die EEG-Umlage infolge der sinkenden Börsenstrompreise steigt, wollen immer mehr Firmen aus der EEG-Umlage aussteigen und erhöhen den politischen Druck. Die Folge ist eine beispiellose Negativspirale. Wenn immer weniger Firmen die EEG-Umlage bezahlen, müssen die restlichen Verbraucher die fehlenden Beträge mitbezahlen, was zu einer weiteren Steigerung der EEG-Umlage führt. Infolge dessen drängen noch mehr Unternehmen auf Entlastung - ein Teufelskreis, dessen Ende nicht absehbar ist.

© IWR, 2016

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