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Neue IZES-Studie stellt deutsche Kraftwerksstrategie in Frage - Biogas im Fokus

© Adobe Stock© Adobe StockFreising / Saarbrücken - Eine neue IZES-Studie zeigt, dass Erdgas deutlich schneller und umfassender durch ersetzt werden kann als von der Bundesregierung angenommen. Die Ergebnisse stellen zudem aktuelle Planungen der Kraftwerksstrategie in Frage und zeigen mögliche Ansätze zur Vermeidung teurer fossiler Lock-in-Effekte.

Nach der Studie der IZES gGmbH, die gemeinsam mit dem Fachverband Biogas e. V. vorgestellt wurde, verfügt die Biogasbranche über deutlich größere Potenziale, als bisher in Energieszenarien berücksichtigt. Die Untersuchung zeigt: Bereits Mitte der 2030er-Jahre kann Biogas erhebliche Beiträge zur Strom- und Wärmeversorgung leisten und Wasserstoff in einigen Anwendungen substituieren. Angesichts dieser Erkenntnisse fordert der Fachverband Biogas, die Ergebnisse in laufende Debatten zu Biomassepaket, Kraftwerksstrategie, Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) und Gasnetzzugangsverordnung einfließen zu lassen.

Studie deckt unterschätzte Kapazitäten auf
Die Analyse des Instituts für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES gGmbH) wirft die zentrale Frage auf: Wie viel fossiles Erdgas muss Deutschland künftig ersetzen, und durch welche Technologien ist dies am effizientesten möglich? Für die Forschenden steht fest, dass die bisherigen Leitszenarien wesentliche Potenziale des heimischen Biogassektors nicht abbilden.

Konkret zeigt die Studie, dass Biogas schon Mitte der 2030er-Jahre signifikante Erdgasanteile substituieren kann – sowohl im Strom- und Wärmesektor als auch bei Wasserstoffanwendungen. Möglich ist dies durch flexible Vor-Ort-Verstromung ebenso wie durch die Aufbereitung zu Biomethan. Dies widerspreche der These, dass Deutschland zwingend im großen Stil neue H2-ready-Gaskraftwerke bauen müsse, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, so der Fachverband Biogas.

Dr. Patrick Matschoss vom IZES ergänzt: „Sowohl bei der Verstromung als auch bei der Aufbereitung zu Biomethan und in der stofflichen Nutzung hat Biogas viel mehr Potenzial als offiziell angenommen. Viele bisherige Studien haben die Bandbreite von Biogas nicht in Gänze betrachtet.“

Auch wirtschaftlich kann die Nutzung vorhandener Anlagen und Infrastrukturen Vorteile bringen. Die Studie betont, dass Biogas die Importabhängigkeit senkt und durch die Verwertung von Reststoffen sowie die Substitution von mineralischem Dünger einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet.

Kritik an der Kraftwerksstrategie und Forderung nach Kurskorrektur
Die Erkenntnisse stellen die aktuelle Linie der Bundesregierung infrage, die den Bau neuer fossiler Gaskraftwerke als sicherheitsrelevante Übergangstechnologie vorsieht. Aus Sicht der Biogasbranche entstehen dadurch teure Lock-in-Effekte, die sich bei realistischer Betrachtung der vorhandenen Alternativen vermeiden ließen.

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, warnt: „Es ist ökonomischer und ökologischer Irrsinn, jetzt Milliarden in neue fossile Gaskraftwerke zu investieren, die frühestens in den 30er-Jahren ans Netz gehen. Unsere Bestandsanlagen sind bereits da.“ Er betont, dass eine Strategie, die den Bestand stärkt, kosteneffizienter wäre als der Aufbau neuer fossiler Strukturen.

Der Fachverband fordert deshalb, die IZES-Ergebnisse in die laufenden energiepolitischen Gesetzgebungsverfahren einzubeziehen. Dazu zählen das Biomassepaket, die Kraftwerksstrategie, das Gebäude-Energie-Gesetz und die Gasnetzzugangsverordnung. „Bislang agiert die Politik in Berlin halbherzig und ohne langfristigen Plan. Das verunsichert den Markt massiv. Firmen und Betreiber brauchen jetzt Sicherheit, um Investitionen zu tätigen“, so Seide.

Mit der Studie liegt nun eine fundierte Grundlage für eine Neuausrichtung vor: „Biogas statt Erdgas. Die Bundesregierung muss dazu eine klare Biogas- und Biomethanstrategie auf den Weg bringen, wie andere Länder in Europa auch“, so Seide weiter.

© IWR, 2025


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