Energiewende: Wirft Schwarz-Rot die EE-Ausbauziele über Bord?
Münster - Bis 2020 sollen nach den Planungen der alten schwarz-gelben Bundesregierung 35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste der aktuelle EE-Anteil von 24 Prozent also noch um mehr als zehn Prozent gesteigert werden. Angesichts der Pläne, die aus der Verhandlungsgruppe Energie der neuen großen Koalition zu vernehmen sind, könnte die Zielerreichung problematisch werden.
Bei der Offshore-Windenergie haben sich Union und SPD offenbar vom ursprünglichen Ausbauziel, bis zum Jahr 2030 bis zu 25.000 Megawatt (MW) Leistung im Meer zu installieren, bereits verabschiedet. Nun sollen es nur noch 15.000 MW bis 2030 sein und bis zum Jahr 2020 werden nun noch 6.500 MW statt bisher 10.000 MW anvisiert. Auch die Einspeisetarife bei der Onshore-Windenergie sollen gekürzt werden. Wie es heißt, sollen bundesweit nur noch an „guten Standorten“ Anlagen errichtet werden. Zudem sind auch bei der energetischen Nutzung von Biomasse einschränkende Maßnahmen geplant. Es bleibt also die Frage, ob die neue Koalition unter diesen Voraussetzungen die Ausbauziele für regenerative Energien insgesamt aufrecht erhalten wird.
Energie-Ziele über den Stromsektor hinaus
Eine weitere Zielsetzung der alten Bundesregierung zum Stromsektor lautet, dass bis 2050 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Bestätigt wurde von Schwarz-Rot immerhin der Atomaustieg bis zum Jahr 2022. Doch die alte Regierung hatte auch Ziele bezüglich des Gesamtenergieverbrauchs formuliert. Demnach sollen bis 2050 rund 60 Prozent der gesamten Energie, also inklusive Wärme- und Treibstoff-Sektor, aus regenerativen Energiequellen stammen. Beim CO2-Ausstoß müssten in Deutschland noch 200 Mio. Tonnen bis 2020 eingespart werden, um die Ziele zu erreichen. Ob an den bisherigen Zielsetzungen weitere Änderungen vorgenommen werden, das werden die laufenden Koalitionsverhandlungen zeigen.
Große Einsparpotenziale im Gebäudebestand
Erneut steht die Stromerzeugung im Fokus der aktuellen Diskussion. Dabei entfallen 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs allein auf den Gebäudebereich. Bei den Neubauten greift hier die Energieeinsparverordnung, doch im Gebäudebestand sprechen Experten von einem Sanierungsstau. Besitzer von Altbauten zeigen sich zögerlich und verschieben dringend notwendige Investitionen häufig auf die nachfolgende Generation. Bis 2050 strebt die Bundesregierung an, den Primärenergiebedarf in der Größenordnung von 80 Prozent zu senken. Das geht nur, wenn bei energetischen Modernisierungen die Einsparpotenziale voll ausgeschöpft werden. Bisher werden sie nach Angaben der Regierung nur zu etwa einem Drittel genutzt. Außerdem muss die Sanierungsrate von einem auf zwei Prozent pro Jahr steigen.
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