PV-Ausschreibungen: Solarbranche beklagt geringe Realisierungsquote

Berlin – Zu Beginn der Woche hat die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der vierten Ausschreibung für Photovoltaik-Freiflächenanlagen vorgelegt. 21 Gebote mit einem Gebotsumfang von 128 Megawatt wurden bei insgesamt 108 eingereichten Geboten bezuschlagt. Die Solarwirtschaft sorgt sich unter anderem wegen der schleppenden Realisierung der Gewinnerprojekte.

Während die Kommentare vom Bundeswirtschaftsministerium und von der Bundesnetzagentur auch angesichts des erneut gesunkenen mengengewichteten Zuschlagswertes von 7,41 Cent/Kilowattstunde (kWh) positiv ausfielen, hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) noch einige Bedenken. Doch auch beim Branchenverband werden die Ergebnisse insgesamt als "beachtlich" eingestuft.

BSW: Photovoltaik-Ausbauziele drohen auch 2016 deutlich verfehlt zu werden
BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig erklärte: "Die Ergebnisse der 4. Solar-Auktion sind beachtlich. Vom Preisniveau erreichen wir jetzt das Niveau von Windkraft an Land!" Das zeige, dass sich die Energiewende mit einem deutlich stärkeren Photovoltaikausbau Hand in Hand mit der Windkraft preiswert realisieren ließe. Doch Körnig legt sofort auch den Finger in die Wunde: "Stattdessen drohen die Photovoltaik-Ausbauziele in diesem Jahr jedoch zum dritten Mal deutlich verfehlt zu werden. Dies steht in eklatantem Widerspruch zu den Klima- und Energiewende-Zielen der Bundesregierung."

BSW will mehr günstige Solarenergie auf Ackerflächen
Aus Sicht des BSW belege die vielfache Überzeichnung der vier bisherigen Photovoltaik(PV)-Ausschreibungen, dass sich das Auktionsvolumen ebenerdiger Solarparks problemlos verdoppeln ließe, ohne den Preis nennenswert zu erhöhen. Körnig weiter: "Wenn dies mit einer Öffnung der Flächenkulisse einhergehen würde, wären die Kosten weiter zu senken. Solarparks lassen sich erfahrungsgemäß auf landwirtschaftlichen Flächen deutlich günstiger realisieren als auf Konversionsflächen. Umso unverständlicher ist es, dass nur zehn derartige landwirtschaftliche Standorte im Jahr genutzt werden können und dieses Potenzial nunmehr bereits erschöpft ist." Von den Geboten, die in der vierten Runde einen Zuschlag erhalten haben, bezogen sich zehn auf Ackerflächen in benachteiligten Gebieten. Damit ist das Kontingent für dieses Jahr ausgeschöpft. Diese zehn Gebote haben einen Umfang von 70 MW, insgesamt wäre ein Umfang von 100 MW an Zuschlägen auf Ackerflächen möglich gewesen, so die Bundesnetzagentur. Deren Präsident Jochen Homann hatte erklärt: "Die auf Ackerflächen bezuschlagte Gebotsmenge war damit kleiner als erwartet."

Warum ist Realisierungsquote noch gering?
Grundsätzlich sind aus Sicht des BSW alle Ergebnisse der ersten vier Ausschreibungsrunden noch mit Vorsicht zu genießen. Weiterhin sei unklar, welche bezuschlagten Projekte tatsächlich realisiert werden. Körnig: "Die Realisierungsquote ist bisher hoffentlich nur deswegen so gering, weil die Auktionsgewinner auf einen weiteren Rückgang der Systemkosten hoffen und sich daher Zeit lassen."

BSW: Keine Auktionen für Solaranlagen unter einem MW sowie für alle Dachanlagen
Zudem macht sich der Solarverband auch Sorgen um die Akteursvielfalt. Dazu Carsten Körnig: "Langfristig wird man bei Auktionen nur mit Portfoliovorteilen zu den Gewinnern zählen. Bürger- und genossenschaftliche Projekte dürften auf Dauer keine Chance haben. Nicht zuletzt deshalb fordern wir im Rahmen der anstehenden Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Photovoltaikanlagen unterhalb von einem Megawatt unbedingt auf Ausschreibungen zu verzichten. Die EU-Kommission bietet ausdrücklich diesen Spielraum." Um eine breite Akteursstruktur und Akzeptanz der Energiewende zu sichern, müssten Ausschreibungen auf große Solarparks begrenzt bleiben, so der BSW-Geschäftsführer weiter. Zudem sollte von Auktionsmechanismen für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern unbedingt abgesehen werden.