Deutschland und Namibia werden Forschungspartner bei grünem Wasserstoff
© Adobe Stock / FotoliaBerlin - Deutschland kann den Bedarf an Grünem Wasserstoff nicht alleine decken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) setzt daher auf den Ausbau internationaler Wasserstoff-Partnerschaften - etwa mit Australien und Afrika. Jüngstes Kooperationsland des BMBF ist Namibia.
Das BMBF fördert ab Anfang 2023 vier deutsch-namibische Wasserstoff-Projekte. Ziel der Projekte ist es, Wasserstoff-Technologien in die Anwendung zu bringen. Dadurch ergeben sich auch Exportchancen für Wasserstoff-Technologien „Made in Germany“. Namibia spielt zudem eine wichtige Rolle für die Erprobung von Lösungen zur Meerwasserentsalzung und Wasserstoffproduktion.
BMBF stellt für Forschungs-Kooperation mit Namibia bis zu 40 Millionen Euro bereit
Namibia gilt als eines der vielversprechendsten Länder für die günstige Produktion von Grünem Wasserstoff und Wasserstoff-Derivaten wie Methan, Ammoniak oder Methanol. Aufgrund seiner geringen Bevölkerungsdichte und einer moderaten Bevölkerungsentwicklung wird es seinen eigenen Bedarf an Erneuerbarer Energie und Grünem Wasserstoff rasch decken können und relativ zügig die Schwelle für den Export erreichen. Das Land strebt daher an, bereits vor 2025 Grünen Wasserstoff zu exportieren.
Das BMBF hat vor diesem Hintergrund Gespräche mit der namibischen Regierung geführt und ist weltweit der erste Regierungspartner Namibias, mit dem eine staatliche Kooperationsvereinbarung zu Grünem Wasserstoff abgeschlossen wurde. Über die Bereiche Forschung und Innovation will Deutschland dabei auch heimischen Technologieanbietern die Tür zum namibischen Markt öffnen und Exportmöglichkeiten für Wasserstoff-Technologien aus Deutschland schaffen. Das BMBF fördert im Rahmen der Kooperation darüber hinaus die Entwicklung einer Nationalen Wasserstoffstrategie und ein Capacity Building (Kapazitätsaufbau) zur Aus- und Weiterbildung lokaler Fachkräfte in Namibia. Durch Stipendienprogramme für namibische Studierende soll der Aufbau und Austausch von Fachwissen gefördert werden. Das BMBF stellt für die bilaterale Kooperation mit Namibia insgesamt bis zu 40 Millionen Euro bereit.
Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und Entwicklung
26 Projektskizzen wurden im Vorfeld für die deutsch-namibischen Pilotprojekte eingereicht und im Anschluss von deutschen und namibischen Fachleuten beurteilt. Im Ergebnis stehen nun vier Projekt-Skizzen fest, die für das weitere Verfahren (Phase 2 - Vollantragstellung) ausgewählt wurden. Wichtig für die Auswahl war, dass die Projekte trotz einer hohen Industriebeteiligung auch einen signifikanten Anteil an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten aufweisen, so das BMBF.
Zwei Projekte präferieren ein Anwendungs-Konzept von Grünem Wasserstoff in der Hafenumgebung von Walvis Bay. Beide Pilotvorhaben zielen darauf, den CO2-Fußabdruck des Hafens zu verkleinern. Die Realisierung soll den Übergang zum emissionsarmen Hafenbetrieb ermöglichen. In einem Projekt werden erstmalig in Afrika großflächig wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge wie Lastwagen, Lokomotiven und Schlepper zum Einsatz kommen. Das andere Projekt untersucht die Möglichkeiten einer Wasserstoff-Betankung vor Ort sowie den Einsatz einer mobilen Tankstelle.
Als drittes Projekt soll die H2-Dual-Fuel-Technologie für Lokomotiven an den Start gehen. Ziel ist die Entwicklung und Inbetriebnahme der ersten Lokomotive in Afrika, die mit Diesel und alternativ mit Wasserstoff betrieben werden kann.
Im vierten Projekt werden Use-Cases für Wasserstoff-Anwendungen entwickelt. Das Pilot-Vorhaben verfolgt einen umfassenden Ansatz, der viele Facetten der Wasserstoffwirtschaft abdeckt: Berücksichtigt werden u. a. Solar-Strom, Wind-Strom, Entsalzung, AEM-Elektrolyse, Tankstellensysteme, Brennstoffzellen, Wasserstoff-Nutzung in Gebäude, Industrie und in der Mobilität sowie die Wasserstoffspeicherung.
Hintergrund: Potenzialatlas Grüner Wasserstoff in Afrika
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert im Rahmen des „Potenzialatlas Grüner Wasserstoff in Afrika“ die Identifizierung geeigneter Standorte für die Produktion von Grünem Wasserstoff. Erste Berechnungen zeigen, dass Namibia über optimale Bedingungen zur Erzeugung von Wind- und Solarenergie und damit auch für Grünen Wasserstoff verfügt.
Gleichzeitig ist Namibia das trockenste Land der Subsahara-Region. Wenn es unter diesen Extrembedingungen gelingen würde, erfolgreich Lösungen zur Meerwasserentsalzung und Wasserstoffproduktion zu demonstrieren, könnten diese auf andere Regionen übertragen und damit eine Basis für den weltweiten Aufbau der Wasserstoffwirtschaft gelegt werden. Daher fördert das BMBF eine Machbarkeitsstudie unter Leitung der Dechema.
Bisherige Analysen zeigen nach BMBF-Angaben bereits, dass die Entsalzung die Kosten für Wasserstoff nur in sehr geringem Maße beeinflusst. Auf sie entfallen den Berechnungen zufolge nur rund ein Prozent der Produktionskosten. Die Kosten in Namibia dürften ähnlich gering ausfallen, schätzt das BMBF.
© IWR, 2022
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