Solarworld vorerst gerettet – Zweifel an Zukunftsfähigkeit bleiben
Bonn – Bis zum späten Mittwochabend tagte die außerordentliche Hauptversammlung der Solarworld AG. Es stand viel auf dem Spiel: Nur mit einer Zustimmung zum Restrukturierungskonzept konnte die Insolvenz des Photovoltaikherstellers abgewendet werden. Am Ende gaben die Anteilseigner ihr Plazet, doch die Zweifel an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens bleiben. Zudem drohen nun auch Klagen gegen die Beschlüsse der HV.
Am späten Abend war es geschafft: 99,1 Prozent der anwesenden Aktionäre stimmten dem Rettungsplan für die Solarworld AG zu. Immer wieder hatten zahlreiche Detailfragen die Abstimmung verzögert, die Deadline um Mitternacht rückte bedrohlich näher. Am Ende der turbulenten Veranstaltung zeigte sich Vorstandschef Frank Asbeck, der seinen Vertrag gleich in einem Abwasch um fünf Jahre bis Januar 2019 hatte verlängern lassen, erleichtert: "Wir werden jetzt wieder durchstarten und wie bisher die Rolle des Technologie- und Qualitätsführers in der Solarindustrie einnehmen."
Beschluss ohne Alternative
Die anwesenden Aktionäre hatten keine große Wahl: Ohne eine Zustimmung zu den Plänen wäre das Unternehmen am Ende gewesen, ihre Entscheidung war de facto alternativlos. Zudem mussten sie wie die Anleihe-Gläubiger an den beiden Tagen zuvor kräftige Einschnitte hinnehmen: Im Zuge des 95prozentigen Kapitalschnitts tauschten sie 150 Aktien gegen einen einzigen Anteilsschein. Bei der anschließenden Kapitalerhöhung hingegen blieben die Altaktionäre außen vor. Einzige Ausnahme: Asbeck. Er selbst will zehn Mio. Euro frisches Kapital nachschießen und seinen zwischenzeitlich auf 1,6 Prozent geschrumpften Anteil wieder auf knapp 21 Prozent erhöhen. Der neue Investor Katar, der zugleich ein 50-Mio.-Euro-Darlehen vergibt, erhält für 35 Mio. Euro 29 Prozent.
Dieses Missverhältnis und der Ausschluss von den Bezugsrechten für die Altaktionäre waren Anlass für heftige Kritik an Asbeck, der seinen Rabatt mit einer Haltefrist von fünf Jahren verteidigte. Einige Aktionäre warfen ihm daraufhin Enteignung und Selbstbereicherung vor. Viel zu melden hatte sie nicht, da nur 31 Prozent des Kapitals anwesend waren – und Asbeck hielt vor der HV 28 Prozent. Er konnte somit alle Beschlüsse mit einer Mehrheit von 75 Prozent durchwinken. Aktionärsvertreter, unter ihnen einige der gefürchteten Berufskläger, kündigten bereits den Gang vor den Kadi an.
Kritik am Konzept
Nach der Rettung stellt sich zudem die Frage, wie es mit Solarworld weitergehen soll. Asbeck glaubt daran, dass das Unternehmen eine Zukunft hat: „Die Kunden werden zurückkommen.“ Aktionärsvertreter warfen ihm schwere Managementfehler vor, Solarworld habe zu spät auf die sich verschlechternden Förderbedingungen und die wachsende Konkurrenz aus Fernost reagiert. Experten kritisieren zudem die vertikale Integration: Das Unternehmen produziert von Solarsilizium bis zu den Modulen alles selbst – ein Einkauf bestimmter Komponenten sei günstiger, so die Argumentation. Gleiches gelte für die Produktion im Ausland, was Asbeck jedoch rundherum ablehnt. Dank der hohen Qualität, technologischer Neuerungen und der Markenbekanntheit werde man sich gegen die Wettbewerb aus Fernost behaupten, erklärte der Vorstandschef.
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