Reaktionen auf die Solarworld-Pleite
Münster – Die Insolvenz des Bonner Solarkonzerns Solarworld löst ein weitreichenden Echo in der Solarbranche und darüber hinaus aus. Die Meldung trifft den Photovoltaik-Sektor in Deutschland und Europa wie einen Schock.
Am Mittwochabend (10.05.2017) hatte die Solarworld AG die Insolvenz bekanntgegeben. Man sei zu der Überzeugung gelangt, dass im Zuge des aktuellen Geschäftsverlaufs und der weiter voranschreitenden Preisverwerfungen keine positive Fortbestehens-Prognose mehr bestehe, so das einstige Vorzeige-Unternehmen mit gut 3.000 Mitarbeitern (Stand Ende 2016). In den Kommentaren steht die Suche nach Ursachen und Schuldigen im Vordergrund.
BSW: Bitter, aber nicht das Ende der Solarenergie
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. (BSW), bezeichnet die Insolvenz von Solarworld als „bitter“. Doch sei das nicht das Ende der Solarenergie in Deutschland, die Energiewende gehe weiter. Körnig führt aus: „Der globale Wettbewerb ist hart, die Photovoltaik-Preise sind in wenigen Jahren auf ein Bruchteil gesunken.“ Das habe den Betrieb von Solaranlagen einerseits so attraktiv wie schon lange nicht mehr gemacht. Doch Körnig nennt auch die Kehrseite des harten Wettbewerbs: „Die Margen einiger Hersteller sind weiterhin stark unter Druck.“ Deutschland verfüge aber weiterhin über erfolgreiche Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, so der BSW-Hauptgeschäftsführer.
EU Prosun beklagt Solar-Dumping aus China - über 100 Insolvenzen in der EU
Bei EU Prosun, einer Initiative von Unternehmen der europäischen Solarindustrie, wird die Ursache für die Solarworld-Insolvenz klar benannt. Es sei ein „schwerer Schlag für die deutsche und europäische Solarindustrie“, sagt Milan Nitzschke, Präsident von EU Prosun und in Personalunion Konzernsprecher von Solarworld. Nitzschke sieht die Ursache im Dumping chinesischer Konkurrenten: „Seit nunmehr 5 Jahren beklagen wir in der EU massives Dumping chinesischer Solarhersteller. Über 100 Insolvenzen und Werksschließungen mussten wir in der europäischen Solarindustrie seitdem verzeichnen. Auch die 2013 eingeführten Antidumpingmaßnahmen wurden lange Zeit nur halbherzig kontrolliert, so dass kontinuierlich weiterer Schaden für die heimische Industrie entstanden ist.“ EU Prosun vertritt etwa 30 Hersteller und hunderte Installateure von Solarzellen und Modulen in Europa.
Solarpower Europe schlägt europäische Industriestrategie vor
Auch der europäische Solarverband Solar Power Europe beklagt die Pleite der Solarworld AG. CEO James Watson spricht von einem traurigen Tag für die Solarenergie in Europa. Die Insolvenz sei ein Verlust für den europäischen Photovoltaik-Sektor. Watson räumt ein, dass die Maßnahmen der EU gegen Dumping und Subventionen nicht für alle Beteiligten vorteilhaft seien. Der Verbandschef schlägt eine europäische Industriestrategie vor, die auch saubere Energietechnologie wie die Photovoltaik-Komponenten unterstützt.
Franz Alt nennt Energiepolitik der Bundesregierung „dumm und zukunftsblind“
Der bekannte Journalist Franz Alt stellt fest, dass die „Schwindsucht der einst so erfolgreich und optimistisch gestarteten deutschen Solarbranche ist politisch gewollt“ ist. Die kürzlich bzw. früher zuständigen Minister Gabriel (SPD) haben wie Vorgänger sein Rösler (FDP) die Erneuerbaren zuerst gedeckelt und damit den raschen Ausbau der Erneuerbaren ausgebremst, so Alt. Bis 2012 war Deutschland noch Weltmeister bei Sonnen- und Windenergie, jetzt sei es China und auch die Arbeitsplätze wanderten dorthin ab. Alts Fazit: „Ziemlich dumme und engstirnige und zukunftsblinde Energiepolitik in Berlin.“
Die Welt: Asbeck hat zu spät reagiert
In einem Welt-Bericht zur Solarworld-Insolvenz heißt es, Konzernchef Frank Asbeck habe als Ursache stets das Preisdumping der chinesischen Konkurrenz gesehen. Doch Asbeck habe nicht eingesehen, dass es keinen Sinn mache, „im Massengeschäft gegen die gigantischen chinesischen Produktionskapazitäten ankommen zu wollen“, heißt es. Zu spät habe Asbeck sich auf hochqualitative monokristalline Photovoltaik konzentriert.
Dabei ist nach Einschätzung von Energieexperten das chinesische Solar-Preisdumping kein Einzelfall. Geht es allerdings beispielsweise um Stahl, dann werden aus Furcht vor einer hohen Stahlschwemme und chinesischem Staats-Dumping hohe EU-Zölle zum Schutz der heimischen Stahlindustrie eingeführt. Aber die EU-Solarindustrie hat offenbar nicht das gleiche Branchen-Standing wie die Stahlbranche.
© IWR, 2017
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