Abgespeckte Solarworld: Asbeck wieder an der Spitze
Münster/Bonn/Erfurt – Am Dienstag meldete der Solarkonzern Solarworld, dass eine neugegründete Solarworld Industries GmbH die Vermögenswerte des insolventen Unternehmens übernehmen wird. Hinter dieser neuen Gesellschaft steckt der alte Solarworld-Chef Frank Asbeck zusammen mit einem noch unbekannten Geldgeber. Die Zahl der Arbeitsplätze wird drastisch sinken.
Insolvenzverwalter Horst Piepenburg hat den Kauf- und Übertragungsvertrag unterzeichnet, nach dem die neue Solarworld Industries GmbH die Vermögenswerte aus der Insolvenzmasse erwirbt. Ziel sei es, wesentliche Teile der Solarzellen- und Modulproduktion sowie den Vertrieb weiterzuführen. Da viele Arbeitsplätze vor allem in Ostdeutschland auf dem Spiel stehen, schaltet sich unter anderem auch der thüringische Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ein.
Asbeck Gesellschafter der neuen Solarworld Industries
Die neugegründete Solarworld Industries GmbH mit Sitz in Bonn erwirbt fast alle Anlagen, Vorräte, immateriellen Vermögensgegenstände und ausstehenden Forderungen der Solarworld-Gruppe in Deutschland sowie Anteile von Solarworld an den Tochtergesellschaften in Frankreich, Afrika, Asien und Japan. Der Kaufpreis bestehe „im Wesentlichen in der Ablösung von Verbindlichkeiten, die mit Sicherungsrechten von Gläubigern belegt sind“. Diese Lösung soll am Freitag auf einer Gläubigerversammlung vorgestellt werden. Insolvenzverwalter Piepenburg hat Medienberichten zufolge bestätigt, dass Asbeck ein Gesellschafter der neuen Solarworld Industries ist. Branchenkenner gehen zudem davon aus, dass auch die Qatar Foundation mit im Boot ist, die bereits jetzt 29 Prozent an der Solarworld AG hält.
Übernahme, Transfergesellschaft und Freistellung
Im Rahmen dieser Umstrukturierung darf sich aber wohl nur ein kleiner Teil der Solarworld-Mitarbeiter in Deutschland Hoffnung auf Weiterbeschäftigung machen. 475 Arbeitsplätze in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) sollen laut Berichten gerettet werden. Weitere rund 1.200 Beschäftigte in Thüringen und Sachsen sollen in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden, die ebenfalls von Katar und Asbeck finanziert werde. Am Hauptsitz der Solarworld AG in Bonn, wo über 200 Mitarbeitern beschäftigt waren, soll laut dem Bonner Generalanzeiger eine 65-köpfige Abwicklungsmannschaft übrig bleiben. 150 Beschäftigte seien in Bonn bereits freigestellt worden.
Tiefensee bedauert Reduzierung der Arbeitsplätzen
In Thüringen beschäftigt sich auch das Wirtschaftsministerium mit dem insolventen Solarmodulhersteller. An einem Gespräch am Dienstag nahmen neben Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee auch Vertreter der IG Metall sowie des Arnstädter Solarworld-Betriebsrates teil. Man sei sehr froh über den angekündigten Einstieg einer Investorengruppe, betonte Tiefensee. „Die gute Nachricht ist: Beide Produktionsstandorte bleiben erhalten, für die Belegschaft konnte eine unmittelbare Arbeitslosigkeit zunächst abgewendet werden“, so der Minister. Weniger erfreulich sei es dagegen, dass ein Großteil der Beschäftigten nun zunächst in eine Transfergesellschaft gehen müsse. Im Arnstädter Werk sollen zunächst 183 Arbeitsplätze erhalten werden.
© IWR, 2017
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