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Stromnetze: 50Hertz setzt auf schnellere Umsetzung von SuedOstLink und höhere Netzauslastung

© Adobe Stock / Fotolia© Adobe Stock / FotoliaBerlin - Neben dem Ausbau regenerativer Erzeugungskapazitäten ist ein schneller Aus- und Umbau der Netze von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Energiewende. Auch eine Optimierung des Betriebs von bestehenden Netzanlagen kann dazu beitragen, dass weniger Strom aus erneuerbaren Energien (EE) abgeregelt werden muss. Das zeigt ein aktuelles Projekt von 50Hertz.

Der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz erwartet für das Netzausbauprojekt SuedOstLink-Abschnitt B den Planfeststellungsbeschluss. Mit dem Ziel, die Umsetzung des Projektes zu beschleunigen, hat 50Hertz parallel zum Planfeststellungsverfahren vorgezogene Baumaßnahmen beantragt. In einem weiteren Projekt testet der Übertragungsnetzbetreiber eine neue Betriebsweise für Transformatoren, die zu einer Reduzierung der Abregelung von EE-Strom führen soll und dadurch auch zu einer Senkung der Redispatch-Kosten beiträgt.

Vorgezogene Baumaßnahmen für SuedOstLink-Abschnitt B beantragt
Um möglichst rasch Strom durch die Trasse des für die Energiewende wichtigen Netzausbauprojektes SuedOstLink fließen zu lassen, will 50Hertz parallel zum Planfeststellungsverfahren mit einzelnen, klar abgrenzbaren Baumaßnahmen beginnen.

Für den durch Thüringen und Sachsen führenden Abschnitt B hat der ÜNB daher erste Anträge auf vorzeitige Baumaßnahmen bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) gestellt. Da klar ist, dass die Bauarbeiten in der Breite erst nach Vorliegen eines rechtskräftigen Planfeststellungsbeschlusses starten können, müssen die nun ins Auge gefassten möglichen Vorab-Maßnahmen aber klar abgrenzbar, umkehrbar und in der Art der Ausführung unstrittig sein. Zudem müssen die Flurstückseigentümer den vorgezogenen Baumaßnahmen zustimmen.

Konkret plant 50Hertz im Abschnitt B die vorzeitige Realisierung einzelner geschlossener Querungen von Gewässern oder Straßen. Auch will 50Hertz mit dem Bau einer Kabelabschnittsstation bei Königshofen (Gemeinde Heideland) und einer Kabelmonitoringstation bei Altgernsdorf (Gemeinde Langenwetzendorf) vorab beginnen. Und um die ab Herbst einsetzende, vegetationsfreie Zeit zu nutzen, könnten an einigen Stellen zudem Baumfällungen erfolgen, so 50Hertz. Entscheidungen der Bundesnetzagentur zu den im Abschnitt B gestellten Anträgen erwartet der ÜNB erst nach Abschluss der behördlichen Öffentlichkeitsbeteiligung im August.

Höhere Netzauslastung, bessere EE-Integration und niedrigere Redispatchkosten
Neben dem Netzausbau arbeitet 50Hertz auch an einer Optimierung des Betriebs von Bestandsanlagen. Ein aktuelles Projekt befasst sich mit einer neuen Fahrweise von Transformatoren (Trafos). Dies verbinden Verteilnetze mit dem Übertragungsnetz und wandeln dafür an den Schnittstellen die Spannung von 380 kV bzw. 220 kV auf 110 kV um - und umgekehrt.

Zum sicheren Betrieb des Übertragungsnetzes wird unter anderem das (n-1)-Kriterium angewendet, bei dem Trafos wegen des möglichen Falls eines Störereignisses im Normalbetrieb nicht voll ausgelastet werden.

Bei der sogenannten "kurativen Systemführung" wird durch eine neue Fahrweise diese Auslastung erhöht und so mehr Strom aus dem Verteilnetz ins Übertragungsnetz eingespeist. 50Hertz erprobt diese neue Trafofahrweise im Umspannwerk Pasewalk seit Ende 2023. Dahinter steckt die Idee, die Trafos im Umspannwerk Pasewalk durch Ausnutzung ihrer thermischen Trägheit statt wie bislang mit 70 Prozent zu 75 Prozent auszulasten. Dadurch kann mehr regenerativ erzeugter Strom aus dem Verteilnetz ins Übertragungsnetz geleitet und so in die süddeutschen Lastzentren abtransportiert werden. Der erforderliche Redispatch verringert sich dabei laut 50Hertz überproportional.

Eine erste Auswertung des Pilotprojektes zeigt, dass durch die neue Fahrweise im Umspannwerk Pasewalk im ersten Halbjahr 2023 erheblich mehr Strom aus dem Verteilnetz ins Höchstspannungsnetz transportiert werden konnte. Dadurch wurden Einsenkungen von Erneuerbarer Energie in einer Größenordnung von 2 Mio. kWh (2 GWh) vermieden und damit Redispatchkosten in Höhe von ca. 176.000 Euro gespart.

"Die effiziente Integration der Erneuerbaren Energien in unsere Stromversorgung erfordert für den sicheren Betrieb des Stromnetzes ein Set an verschiedenen Strategien. Dazu gehören ein umfassender Übertragungsnetzausbau genauso wie innovative Konzepte in der Systemführung zur effizienten Netzauslastung. Mit der kurativen Trafofahrweise haben wir ein solches Konzept erfolgreich erprobt. Das sorgt für mehr Erneuerbare Energie im Strommix und spart Geld", so Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb bei 50Hertz.

Aufgrund der guten Erfahrungen mit der kurativen Trafofahrweise im UW Pasewalk soll das Konzept nun auf weitere Umspannwerke übertragen werden. Dabei kommen vor allem Netzverknüpfungspunkte zu den Verteilnetzen in Frage, in denen besonders viel Erneuerbare Energie eingespeist wird.

© IWR, 2023


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