Johnson Controls und Hitachi: Bosch justiert Portfolio durch Milliarden-Zukauf im Heizungs- und Klimasektor nach
© BoschStuttgart - Die Transformation in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität hat auch Auswirkungen auf die Zuliefererindustrie. Der Technologiekonzern Bosch setzt seinen Wachstumskurs mit einer strategischen Akquisition fort und investiert in das Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäft. Das zugekauften Geschäfte soll in die bestehende Home Comfort Group im Unternehmensbereich Energy and Building Technology integriert werden.
Mit der größten Investition in der Firmengeschichte in Höhe von 7,4 Mrd. Euro (8 Mrd. USD) baut der Bosch das Segment rund um innovative, energieeffiziente Lösungen für Klimaschutz und Energiewende als Teil des Kerngeschäfts aus. Der Technologiekonzern reduziert so die Abhängigkeit aus dem Zulieferergeschäft und setzt auf Zukunftstechnologien im Bereich Heizungs- und Klimageräte.
Bosch plant Übernahme von Johnson Controls sowie das Joint Venture JCH für 7,4 Mrd. Euro
Die Bosch-Gruppe plant das weltweite Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäft für Wohn- und kleine Gewerbegebäude von Johnson Controls zu übernehmen. In diesem Zuge will Bosch auch das Joint Venture „Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning (JCH)“ von Johnson Controls und Hitachi zu 100 Prozent erwerben, inklusive der 40-prozentigen Beteiligung von Hitachi. Die Gesellschafter und der Aufsichtsrat von Bosch haben der Transaktion zugestimmt. Verbindliche Vereinbarungen zu den Akquisitionen wurden von den beteiligten Parteien unterzeichnet. Die Übernahme erfolgt vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen, der Abschluss der Akquisition wird voraussichtlich in zwölf Monaten erfolgen.
“Als größte Akquisition in der Bosch-Unternehmensgeschichte ist dies ein wichtiger Meilenstein in der konsequenten Umsetzung unserer Strategie 2030. Wir treiben die kraftvolle Weiterentwicklung von Bosch dynamisch voran und erzielen mit dem Zukauf weltweit eine führende Marktposition im zukunftsträchtigen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt. Mit diesem Schritt stärken wir zudem unsere Präsenz in den USA und Asien und erreichen eine ausgewogenere Balance unserer Unternehmensbereiche. Auch dies ist Teil unserer Strategie. So eröffnen wir uns weitere Wachstumschancen und stellen das gesamte Unternehmen noch robuster auf”, so Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH.
Geplanter Zukauf: Umsatz im Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt fast verdoppelt
Die Geschäfte, die Bosch zukaufen will, erzielten zusammen mit JCH im Geschäftsjahr 2023 insgesamt einen Umsatz von rund vier Milliarden Euro und beschäftigen weltweit rund 12 000 Mitarbeitende, so Bosch. Die Transaktion umfasst 16 Produktionsstandorte und 12 Entwicklungsstandorte in mehr als 30 Ländern. Das Produktportfolio deckt die gesamte Bandbreite von Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen für Wohn- und kleine Gewerbegebäude ab – dazu gehören bekannte Marken wie York oder Coleman in den USA und Hitachi in Asien, für die Bosch eine langfristige Lizenz erhält.
„Bosch beschleunigt mit dem Zukauf sein Wachstum und wird seinen Umsatz im Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt auf etwa neun Milliarden Euro fast verdoppeln. Die großen Chancen, die sich im Markt bieten, wollen wir gemeinsam mit den zukünftigen Kolleginnen und Kollegen für weiteres Wachstum der neuen Einheit nutzen“, so Christian Fischer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung.
Das Unternehmen rechnet damit, dass der globale Markt für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen bis 2030 um 40 Prozent wachsen wird. Treiber dafür sind laut Bosch technologischer Fortschritt, der Kampf gegen den Klimawandel und neue Regulierungen.
Bosch sieht Trend: Wandel der Technologien im Bereich Heiz- und Klimatechnik
Der gegenwärtige Wandel der Technologien und Marktbedingungen im Bereich der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen eröffnet nach Einschätzung von Bosch große Chancen, innovative und energieeffiziente Lösungen für den Klimaschutz und die Energiewende zu liefern. Die Heiztechnik entwickelt sich weg von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas hin zu Wärmepumpen und Wärmepumpen-Hybridlösungen. Gleichzeitig gewinnt die Klimatisierungstechnik in Europa und weltweit an Bedeutung.
Bosch will die zugekauften Geschäfte in die Home Comfort Group integrieren. Die bestehende Bosch Home Comfort Group (Bosch Thermodynamik GmbH) erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 mit 14 600 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund fünf Mrd. Euro.
Home Comfort ist danach in den wichtigen Segmenten des Heizungsmarkts, des Markts für Heizungswärmepumpen wie auch für Wärmepumpen-Hybridlösungen, bestehend aus Wärmepumpe und brennstoffbetriebenem Spitzenlastkessel, aktiv. Nach der Transaktion kann die neue Einheit, die dann mehr als 26 000 Beschäftigte haben wird, erheblich von Skaleneffekten und einem komplementären Portfolio an der Schnittstelle von Heizen und Kühlen profitieren, so das Bosch-Kalkül.
© IWR, 2024
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