Grüne Giganten auf See: Scandlines bringt erste emissionsfreie Frachtfähre auf die Ostsee
© ScandlinesKopenhagen - Die deutsch-dänische Reederei Scandlines steht kurz davor, ein neues Kapitel im nachhaltigen Fährverkehr aufzuschlagen. Ein hochmodernes, komplett emissionsfreies Personen- und Frachtschiff hat erfolgreich seine zweite Testfahrt im Marmarameer absolviert und steht kurz vor der Überfahrt zu seinem Einsatzort zwischen Puttgarden und Rødby.
Scandlines reagiert mit der neuen Fähre auf die wachsende Nachfrage nach klimafreundlichen Transportlösungen und will neue Standards für den umweltfreundlichen Gütertransport setzen.
Quantensprung: Scandlines baut hochautomatisiertes, elektrisches Frachtschiff
Das vollelektrische Schiff der Scandlines, das unter intensiver technischer Überwachung durch Lloyd’s Register und in enger Kooperation mit der Cemre-Werft entwickelt wurde, markiert einen technologischen Quantensprung für den Fährbetrieb im Ostseeraum. Neben Simulationen vollständiger Stromausfälle wurden auch Navigations- und Sicherheitssysteme unter realistischen Bedingungen geprüft. Das Ergebnis: Ein zuverlässiges, hoch automatisiertes Schiff mit dem Potenzial, neue Maßstäbe im emissionsfreien Frachtverkehr zu setzen.
„Mit unserer neuen Fähre ohne direkte Emissionen machen wir einen weiteren großen Schritt in Richtung einer grüneren Zukunft des Fährverkehrs. Wir verbinden nachhaltige Technologie mit hoher Kapazität und effizientem Betrieb – zum Nutzen sowohl der Umwelt als auch unserer Kunden“, erklärte Rasmus Nielsen, Vizepräsident für Flotte und Administration bei Scandlines.
Mehr als nur Fracht – warum auch Passagiere an Bord sind
Obwohl das Schiff als Frachtfähre ausgelegt ist, fasst es bis zu 140 Passagiere. Dabei handelt es sich primär um Lkw-Fahrer, die ihre Fahrzeuge begleiten, sowie um technisches Personal. Moderne RoPax-Fähren – also kombinierte Roll-on/Roll-off- und Passagierschiffe – ermöglichen es, Fracht und Fahrer effizient gemeinsam zu transportieren.
Rekordverdächtige Ladezeiten – in zwei Häfen
Dank eines eigens installierten 50-kV-/25-MW-Stromanschlusses in Rødbyhavn und einer neuen Umspannstation kann die Fähre dort in nur 17 Minuten geladen werden. Eine intelligente Ladesäule gewährleistet, dass der Stromanschluss automatisch binnen 15 Sekunden funktioniert – unabhängig vom Wasserstand oder Wellengang. In Puttgarden entsteht ein zweites Schnellladesystem, mit dem ab Ende 2025 auch auf deutscher Seite innerhalb von 12 Minuten geladen werden kann.
Für die Überführung von der Werft in die Ostsee ist die Fähre zusätzlich mit drei Dieselgeneratoren ausgestattet, die einen hybriden Betrieb ermöglichen. Im normalen Linienbetrieb bleibt das Schiff jedoch emissionsfrei – und setzt damit neue Standards für den umweltfreundlichen Gütertransport. Mit 10 MWh Batteriekapazität und 1.200 Lademetern für Fracht kann das Schiff bis zu 66 Lkw-Einheiten mit einer Überfahrtszeit von 45 Minuten transportieren.
Scandlines investiert strategisch in die Zukunft
Mit rund 80 Millionen Euro Projektvolumen markiert das neue Schiff mehr als nur einen Technologiesprung. Die wachsende Nachfrage nach klimafreundlichen Transportlösungen – insbesondere für den Güterverkehr – erfordert skalierbare und zuverlässige Alternativen zu fossilen Antrieben. Die Kombination aus hoher Transportkapazität, schneller Ladeinfrastruktur und vollständig emissionsfreiem Betrieb verschafft Scandlines einen frühen Vorteil auf einem Markt, der zunehmend unter regulatorischem Druck steht.
So ist es Teil der langfristigen Strategie von Scandlines, den grenzüberschreitenden Frachtverkehr grüner und effizienter zu gestalten. Die offizielle Taufe und Inbetriebnahme der neuen Fähre ist für Ende 2025 geplant – pünktlich zur Fertigstellung der Infrastruktur auf beiden Seiten des Fehmarnbelts.
Technische Daten des neuen Scandlines-Frachtschiffs (Puttgarden–Rødby):
- Länge: 147,4 m
- Breite: 25,4 m
- Design-Tiefgang: 5,30 m
- Frachtkapazität: 66 Einheiten (ca. 1.200 Lademeter)
- Passagiere: max. 140
- Geschwindigkeit: 16/10 Knoten
- Batterie: 10 MWh
- Ladezeit: 12 Minuten (ab Herbst 2025)
- Emissionen im Regelbetrieb: 0
- Investition: 80 Mio. Euro
© IWR, 2025
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