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Richtungskampf in Berlin: Autogipfel ringt um Strategie - Markt zeigt klare Präferenz für E-Mobilität

© IWR / Schlusemann© IWR / SchlusemannBerlin - Die Bundesregierung diskutiert mit Industrie, Ministerpräsidenten der betroffenen Länder und Gewerkschaften über die Zukunft der Automobilwirtschaft. Im Zentrum: Wettbewerbsfähigkeit, Klimaziele und die Transformation zur Elektromobilität. Die Branche zeigt sich uneins - während die Zulassungszahlen elektrischer Fahrzeuge neue Höchststände erreichen.

Beim jüngsten Autogipfel im Kanzleramt bekräftigt die Bundesregierung ihr Ziel, die deutsche Automobilindustrie durch technologische Offenheit und gezielte Förderung zu stärken. Während Vertreter der Industrie klare Signale und rasche Entscheidungen fordern, wächst angesichts steigender E-Auto-Zulassungen der Druck auf die Politik, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Autogipfel im Kanzleramt: Kurskorrektur in unsicheren Zeiten
Bundeskanzler Friedrich Merz empfing gestern, am 9. Oktober 2025, führende Vertreterinnen und Vertreter der Automobilindustrie, der Bundesländer, der Gewerkschaften sowie die zuständigen Bundesministerinnen und -minister im Kanzleramt. Der „Automobildialog“ diente dem Austausch über die wirtschaftliche Lage und die strategische Ausrichtung der Branche inmitten multipler Herausforderungen - von globalen Krisen über hohe Energiekosten bis hin zum schleppenden Ausbau der Ladeinfrastrukturen.

Kernanliegen der Bundesregierung ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Automobilindustrie. Merz betonte: „Die Automobilindustrie ist eine Schlüsselbranche für Wohlstand, Arbeitsplätze und Innovation in Deutschland. Wir wollen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dafür gilt es, die Elektromobilität weiter voranzubringen, zugleich aber auch mehr Flexibilität und Technologieoffenheit in der Regulierung zuzulassen.“

Geplant sind unter anderem steuerliche Anreize, etwa eine Verlängerung der Kfz-Steuerbefreiung für E-Autos über 2030 hinaus. Ergänzend will die Bundesregierung gezielte Förderprogramme auflegen, die insbesondere Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen beim Umstieg auf die Elektromobilität unterstützen sollen. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur, einschließlich eines flächendeckenden Lkw-Schnellladenetzes, wurde als Schwerpunkt benannt.

Wirtschaft und Umwelt im Widerstreit: Reaktionen auf den Autogipfel
Die Reaktionen auf den Gipfel fielen unterschiedlich aus. VDA-Präsidentin Hildegard Müller lobte den Dialog, mahnte jedoch konkrete Taten an: „Wir brauchen zeitnahe Entscheidungen und dann auch eine geeinte deutsche Stimme in Brüssel.“ Aus Sicht des Verbands ist die Elektromobilität der zentrale Hebel zur Emissionsminderung im Verkehr - allerdings müsse die Branche bei der Transformation stärker unterstützt werden. Besonders im Fokus steht für den VDA zudem eine Flexibilisierung bei den CO2-Flottengrenzwerten und eine technologieoffene Weiterentwicklung von Antriebssystemen - inklusive Plug-in-Hybriden, synthetischen Kraftstoffen und modernen Verbrennern. Entscheidend sei, dass die nötigen Rahmenbedingungen wie Ladeinfrastruktur und Stromnetze mit dem Markthochlauf Schritt halten.

Greenpeace hingegen kritisiert den Autogipfel scharf und warnt vor einer gefährlichen Verzögerung der Verkehrswende. Geschäftsführer Martin Kaiser bezeichnete das Treffen als „Tiefpunkt“: „Während die deutsche Autoindustrie einem global boomenden E-Auto-Markt hinterherhechelt, empfiehlt der Bundeskanzler den Konzernen, erst einmal in die Breite der Möglichkeiten zu entwickeln. Ohne Kompass aber findet niemand sein Ziel. Statt für die nötige Klarheit, sorgt der Kanzler so für mehr Verunsicherung und droht den Umstieg auf klimaschonende E-Autos weiter zu verzögern.“ Kaiser fordert ein eindeutiges Bekenntnis zur Elektromobilität und verbindliche CO2-Ziele: „Die Europäische Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dürfe den rückwärtsgewandten Vorschlag der Koalition nicht akzeptieren. „Sie muss zu konsequentem Klimaschutz und einem klaren Bekenntnis zur E-Mobilität mit verbindlichen Flottengrenzwerten bis 2035* stehen“, so Kaiser.

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) wiederum forderte mehr politische Flankierung für den aktuellen Markthochlauf der Elektromobilität. Präsidentin Imelda Labbé betonte: „Wir müssen den momentanen Aufschwung mit nachhaltigen Rahmenbedingungen unterstützen.“

Dynamik im Markt: E-Mobilität auf Rekordkurs
Während Politik und Verbände noch um die richtige Strategie ringen, zeigt der Markt eine eindeutige Entwicklung. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im September 2025 rund 45.500 reine Elektroautos neu zugelassen - ein Anstieg von rund 32 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Marktanteil batterieelektrischer Fahrzeuge erreichte mit 19,3 Prozent einen neuen Rekordwert seit dem Wegfall der Kaufprämien im Jahr 2023.

Auch Plug-in-Hybride legten deutlich zu: 27.685 Neuzulassungen bedeuten ein Wachstum von 85,4 Prozent. Zusammengenommen machten Fahrzeuge mit rein oder teilelektrischem Antrieb damit über 31 Prozent der Neuzulassungen im September aus.

Angeführt wird das BEV-Ranking im September 2025 von Volkswagen mit knapp 8.000 Fahrzeugen, gefolgt von der ebenfalls zum VW-Konzern gehörenden Marke Skoda. Darauf folgen Tesla und mit Seat eine weitere Marke des VW-Konzerns. Die deutschen Premiumhersteller Mercedes und BMW folgen auf den Plätzen fünf und sechs.

Ausblick: Druck auf Politik und Industrie wächst
Politik, Industrie und Umweltorganisationen führen beim Wandel der Automobilwirtschaft kontroverse Debatten. Während die Bundesregierung technologische Offenheit und flexible Rahmenbedingungen betont und die Industrie schnelle Entscheidungen fordert, warnen Umweltverbände vor Verzögerungen und fordern ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität sowie verbindliche CO2-Ziele.

Unabhängig von diesen unterschiedlichen Positionen zeigen die aktuellen Marktzahlen klar, wo die Reise hingeht: Mit stark steigenden Zulassungen von E-Autos und Plug-in-Hybriden geben sie den Trend vor. Entscheidend wird sein, diese Dynamik durch gezielte politische Maßnahmen zu unterstützen, um die Verkehrswende erfolgreich voranzutreiben.

© IWR, 2025


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10.10.2025

 



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