EU-Antidumping-Verfahren für Solarmodule: gemischte Reaktionen
Bonn/München/Brüssel/Boading – Nachdem die Europäische Kommission gestern eine Antidumping-Untersuchung über Importe von Solarprodukten aus China eingeleitet hat, folgt Kritik von chinesischen Solarherstellern und überwiegend Erleichterung aus Europa. Vor allem der Verband europäischer Solarhersteller, EU ProSun, der Ende Juli eine Handelsbeschwerde bei der EU-Kommission eingereicht hatte und eigens zu diesem Zweck gegründet worden war, lobte die Entscheidung der Kommission.
EU ProSun: Dumpingmarge von 60-80 Prozent
EU ProSun wertete das Antidumpingverfahren als starkes Signal mit positiven Auswirkungen über den Solarsektor hinaus auf den gesamten Bereich der Erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Produktionsstätten und Arbeitsplätze in Europa. China gehe es darum, mit Hilfe von Dumping ein Monopol für Solarstromtechnologie aufzubauen. Dafür verkaufen die chinesischen Hersteller ihre Produkte zu einem Preis, der weit unter den Herstellungskosten liege. Die Dumpingmarge liege nach Berechnungen von EU ProSun im Minimum zwischen 60 und 80 Prozent. Milan Nitzschke, Präsident von EU ProSun betonte: "China hat keinen Kostenvorteil, im Gegenteil. Lohnkosten machen in der europäischen Solarindustrie im Schnitt gerade mal zehn Prozent aus. Damit ist die Solarbranche eine der Vorzeigebranchen innerhalb der EU. Diese weiter chinesischem Dumping auszusetzen wäre ein verheerendes Signal für die gesamte europäische Industrie."
Unterstützung von SolarWorld nach amerikanischen Vorbild
Auch der deutsche Solarhersteller SolarWorld unterstützt die Initiative EU ProSun und begrüßte gestern die eingeleitete Antidumping-Untersuchung gegen chinesische Solarprodukte. Die US-amerikanische Tochter des Bonner Solarkonzerns hatte sich bereits stark für eine Antidumping-Klage in den USA eingesetzt. Dort wurden bereits vorläufige Strafzölle in Höhe von 30 bis 250 Prozent erhoben.
Chinesische Hersteller: Vorwürfe haltlos
Der in China und Kanada vertretene Solarmodulhersteller Canadian Solar hingegen bezeichnete die Antidumping-Vorwürfe als haltlos. Canadian Solar gab bekannt, vollumfänglich mit der Behörde zusammenarbeiten zu wollen, um belegen zu können, dass die Voraussetzungen für das Auferlegen von Strafzöllen nicht erfüllt seien. Ähnliche Äußerungen kamen auch vom chinesischen Solarkonzern Yingli Solar. Gregory E. Spanoudakis, President of European Operations bei Canadian Solar erklärte: "Wir hoffen, dass die Europäische Kommission erkennt, dass Strafzölle weder den Interessen der europäischen Solarindustrie noch der Europäischen Union dienen. Durch diese Initiative wird die Mehrheit der Branche verlieren, da sie lediglich von wenigen Vertretern der Industrie vorangetrieben wird und vor allem deren persönlichen Zielen dient." Sowohl Yingli Solar als auch Canadian Solar betonten, als börsennotierte Unternehmen strengen wirtschaftlichen Kontrollen zu unterliegen und in Hinblick auf die Produktionskosten vollständig transparent zu sein.
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