Strom: Großhandelspreise sinken im Februar 2024 um 50 Prozent gegenüber Februar 2023
© Fotolia/AdobeMünster – Die Strompreise im Großhandel sind im Februar 2024 um über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Auch die Strompreise für die Endverbraucher sinken weiter und erreichen für Neuabschlüsse wieder das Niveau der ersten Jahreshälfte von 2021.
Nach dem rasanten Preisanstieg seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine auf Grund der hohen Gaspreise sowie wegen des massiven Ausfalls französischer Atomkraftwerke, stehen die Zeichen seit 2023 auf Entspannung, trotz des Ausstiegs aus der Atomenergie in Deutschland. Auch für die folgenden Jahre bis 2030 zeigen die aktuell gehandelten Börsenpreise, dass die Marktakteure eher von sinkenden Strompreisen ausgehen.
Strom-Großhandelspreise auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2021
Die Großhandelspreise für Strom sind im Februar 2024 auf 6,1 Cent/kWh gefallen, das ist ein Rückgang um 52,3 Prozent im Vergleich um Februar 2023 (12,8 Cent/kWh) und der niedrigste Wert seit Mai 2021 mit 5,3 Cent/kWh. Auch im Vergleich zum Vormonat Januar 2024 (7,7 Cent/kWh) setzt sich der Preisrückgang weiter fort. Die Großhandelspreise bilden eine wichtige preisliche Grundlage für den Einkauf der Stromanbieter.
Während schon im Sommer/Herbst 2021 die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland und niedrige Gasspeicher-Füllstände für steigende Gas und in der Folge wegen des Merit-Order-Effekts auch höhere Strompreise zu verzeichnen waren, schnellten die Strompreise auf Grund des massiven, unverhofften Ausfalls französischer Atomkraftwerke im Dezember 2021 mit 22,1 Cent/kWh in die Höhe. In der Folge gingen im Dezember 2021 zahlreiche deutsche Strom-Biliganbieter in die Insolvenz oder belieferten ihre Stromkunden einfach nicht mehr.
Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und der weiteren Drosselung der russischen Gaslieferungen (Nord Stream) im Laufe des Jahres 2022 explodierten die Gas- und in der Folge die Strompreise im Großhandel regelrecht (August 2022: 46.5 Cent/kWh). Erst mit der erfolgreichen Gas-Ersatzbeschaffung in Deutschland und der Auffüllung der Gasspeicher, der Reparatur der französischen Atomflotte und dem schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland (EE-Zubau 2023: rd. 18.000 MW, EE-Zubau 2022: rd. 10.500 MW) sind die Strompreise anschließend wieder gesunken. Dieser Trend hält bis heute an.
Verivox: Strompreise für Verbraucher sinken bei Neuabschluss auf unter 26 Cent/kWh
In Folge der sinkenden Großhandelspreise auf dem Strommarkt und auf den Futuremärkten fallen auch die Strompreise für die Endkunden, allerdings mit deutlicher zeitlicher Verzögerung. Laut dem Vergleichsportal Verivox liegen die Strompreise für Neuabschlüsse (4.000 kWh) bei 25,8 Cent/kWh (Stand: 12.03.2024). Das ist das Preisniveau von vor zwei Jahren im April 2021. In der zwischenzeitlichen Spitze mit Abschaltung der russischen Gaslieferungen, Anfang Oktober 2022, erreichte der Strompreis für Endkunden mit 70 Cent/kWh absolute Rekordhöhen. Mittlerweile sind die Neukundentarife im Vergleich dazu um über 70 Prozent gefallen.
Im Jahr 2021 war noch die EEG-Umlage mit 6,5 Cent/kWh im Strompreis enthalten. Da die EEG-Umlage seit dem 01. Juli 2022 auf Null abgesenkt wurde, besteht unter Berücksichtigung dieses Reduktionseffekts auch auf dem jetzigen Preisniveau Potenzial für weitere Preisrückgänge.
Zukunft: Entwicklung der Strompreise bis 2030 bereits bekannt
Neben den aktuellen Strompreisen an der Börse sind die Preise in der Zukunft von Bedeutung, sowohl für den Einkauf als auch für Investitionsentscheidungen. An der Strombörse EEX werden bereits die Strompreise für die nächsten Jahre gehandelt. So wird aktuell der Future zur Jahreslieferung Grundlast in Deutschland für das Lieferjahr 2025 mit 7,4 Cent/kWh gehandelt.
Deutlich billiger sind die Strompreise an der Strombörse EEX für die Lieferjahre 2026 (6,8 Cent/kW), 2027 (6,2 Cent/kWh) oder 2028 (6,1 Cent/kWh). Nichts deutet also derzeit an den Strombörsen auf der Erzeuger- bzw. Einkaufsebene bis 2030 (Abrechnungspreis 2030: 5,9 Cent/kWh, Stand: 12.03.2024) auf höhere Strompreise wegen möglicher Strom-Versorgungslücken oder ähnliches hin, trotz des Ausstiegs aus der Kernenergie und der weiteren sukzessiven Abschaltung von Kohlekraftwerken in Deutschland.
© IWR, 2024
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